„Brustgeschirr oder Halsband?“ - Eine immer wieder gestellte und viel diskutierte Frage.
Pro Halsband
Befürworter des Halsbandes begründen ihre Meinungen mit Aussagen wie: „Trägt mein Hund ein Brustgeschirr, zieht er erst recht“ oder „Am Brustgeschirr lernt mein Hund nichts, denn nur ein Ruck an der Leine ist die richtige Erziehung.“ Erschreckend, dass Hundebesitzer an dieser veralteten Methode festhalten. Längst ist klar, dass es effektivere Arten des Trainings gibt, als die „Ruck-Methode“.
Für ein Halsband spricht die einfache Handhabung, es ist leicht und schnell aus- und anzuziehen. In Spielsituationen mit anderen Hunden ist die Verletzungsgefahr geringer, da diese sich mit ihren Pfoten im Brustgeschirr verheddern können.
Pro Brustgeschirr
Ein gut sitzendes Brustgeschirr schont die Wirbelsäule, sowie den Kehlkopf und die Luftröhre ihres Hundes, da die Druckpunkte auf den Brustkorb verteilt sind. Auch für „brenzliche“ Situationen ist es vorteilhafter, wenn der Hund ein Brustgeschirr trägt. So kann man ihn einfacher und schneller am Rücken-Steg festhalten. Dies ist nicht nur für den Halter, sondern auch für den Hund deutlich angenehmer.
Gesundheitlicher Aspekt
Es gibt Hunderassen bei denen ein Halsband aus gesundheitlichen Gründen nicht geeignet ist. So können z.B. einige Hunderassen (vor allem Zwergrassen) eine Instabilität der Verbindungslinie zwischen dem Schädel und dem ersten Halswirbel haben. Diese Erkrankung ist angeboren. Bei Dobermännern und Doggen kann ebenfalls eine Schwächung der Wirbelsäule vorliegen. Bei Anzeichen für diese Erkrankung, sollte man ein Brustgeschirr vorziehen. Rassen mit verkürzter Schnauze (z.B. Möpse, franz. Bulldoggen, englische Bulldoggen, Boxer) sollten immer ein Brustgeschirr tragen, da diese Hunde aufgrund ihrer Schnauzenform sowieso schon Probleme mit der Atmung haben können. Durch Zug am Halsband wird zusätzlicher Druck auf die Luftröhre ausgeübt, was dementsprechend schädlich wäre.
Bei temporären Erkrankungen im Bereich des Halses (beispielsweise nach Operationen oder Abszessen) sollte man natürlich auch kein Halsband anziehen, sondern auf ein Brustgeschirr umsteigen.
Kombination hat Vorteile
Es ist ratsam im Hundetraining in Übungen zur Abrufbarkeit die Kombination aus Brustgeschirr und Schleppleine zu wählen. Bei diesen Übungen kann es zu leichtem Zug an der Schleppleine kommen. Geht ihr Hund jagen, muss er an der Schleppleine bleiben. Auch im Welpen-Training ist das Tragen eines Brustgeschirrs ratsam, denn kleine Raufbolde können in ihrem jugendlichen Übermut schnell mal in die Leine springen und sich durch das Halsband Verletzungen zuziehen. Nicht zu verwechseln mit den Welpenspielgruppen. Hier sollten die jungen Racker lieber ganz „nackig“ unterwegs sein, damit sie sich nicht gegenseitig verfangen können.
Aufbau Halsband / Hundegeschirr
Wenn ein Hund bislang kein Brustgeschirr getragen hat wird es, abhängig vom Hund eine kleinere oder größere Umstellung für ihn werden. Verbinden Sie das Anlegen mit einer positiven Verstärkung, mit Futter, Spielchen oder Streicheleinheiten. Legen Sie es anfangs nur kurz an und geben Sie ihrem Hund die Chance sich daran zu gewöhnen. Wenn Sie ihrem Hund das Brustgeschirr wieder ablegen beenden Sie die positive Verstärkung. So verknüpft ihr Hund das Tragen des Geschirrs mit etwas Positiven.
Fazit
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Entscheidung abhängig vom Halter, dem Hund und der Situation ist.
Optimal ist es den Hund an beides zu gewöhnen und klare Regeln für beides zu wählen. So sollten ein Hund lernen „Halsband an“ bedeutet „bei Fuß gehen“ und „Brustgeschirr an“ bedeutet „jetzt darf ich trainieren und bis zu einem bestimmten Grad auch mal die Leine auf Spannung bringen“.
Achtung beim Kauf von Halsband / Brustgeschirr!
Gerade bei der Anschaffung eines Brustgeschirrs, sollten Sie immer mit dem Hund einkaufen gehen, denn das Geschirr darf nicht zu locker, aber auch nicht zu fest sitzen. Daher ist eine Beratung dringend zu empfehlen. Das Geschirr sollte aus weichem Material sein, die Nähte dürfen nicht einschneiden, die Verschlüsse sollten abgerundet sein und das Geschirr muss verstellbar sein. Unbedingt ist auch drauf zu achten, dass das Brustgeschirr nicht scheuert. Optimal ist es, wenn das Geschirr an zwei Schnallen zu öffnen ist, was das aus- und anziehen erleichtert.
Beim Halsband muss drauf geachtet werden, dass es breit genug ist. Zum einen verringert das die Verletzungsgefahr, falls Ihr Hund doch mal in die Leine läuft. Zum anderen kann sich ein Hund aus einem breiten Halsband nicht so leicht selbst befreien. Es sollte eng am Hals anliegen und nicht schlackern. Auch das verringert die Verletzungsgefahr und führt außerdem zu einem hohen Tragekomfort, weil es als „zweite Haut“ beim Bewegen nicht stört. Verwenden Sie keinesfalls ein Kettenhalsband oder ein Halsband zum Zuziehen.
Ausbruchsicheres Brustgeschirr
Es gibt regelrechte Ausbruchskünstler unter Hunden, die es schaffen sich auch aus einem gut sitzenden Brustgeschirr heraus zu winden. Wenn ihr Hund dies einmal geschafft hat, könnte er es immer wieder tun. Dann sollte dem Hund ein ausbruchssicheres Hundegeschirr angelegt werden, welches einen 2. Bauchgurt und einen verlängerten Rücken- und Bruststeg besitzt. Ein solches Geschirr ist als passgenaue Maßanfertigung erhältlich.
ausbruchsicheres Brustgeschirr
Wenn der Hund an der Leine zieht
Das Ziehen an der Leine ist jedoch unabhängig davon, ob Ihr Hund ein Halsband oder ein Brustgeschirr trägt. Denn es handelt sich hierbei um ein erlerntes Verhalten. Hunde haben gelernt, dass sie durch das Ziehen ihr Ziel erreichen. Sie kommen schneller in den Park oder werden zügiger abgeleint, um mit anderen Hunden spielen zu können. Und das alles, weil sie zuvor an der Leine gezogen haben. Wir haben ihnen dieses Verhalten unbewusst beigebracht. Ob Halsband oder Brustgeschirr ist für dieses Problem also egal. Denn in beiden Fällen ist Leinenführigkeit eine Frage der Übung.
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, ein speziell entwickeltes Kopfhalfter oder Brustgeschirr zu wählen, das dem Ziehen an der Leine entgegen wirken soll. Ich berate Sie hierzu gerne in meiner Hundeschule.
Gerne können wir im Kurs Leinentraining mit ihrem Hund die Leinenführigkeit trainieren.